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Dart

Man spielt

gemischt

Der Sieben Zwerge Dart Team Alfeld e. V. muss 2020 seinen Spielbetrieb coronabedingt viele Wochen lang einstellen. Dass der kleine Verein das überlebt, verdankt er einer tollen Vermieterin und dem Notfallfonds der Lotto-Sport-Stiftung.

Sieben Freunde saßen im Jahr 1997 in Alfeld fröhlich beieinander im gut gefüllten Restaurant Sieben Zwerge und gründeten einen Verein. Sie nannten ihn Sieben Zwerge Dart Team e. V.

Die Legende, das niedersächsische Städtchen Alfeld sei den Brüdern Grimm Anfang des neunzehnten Jahrhunderts Vorlage für ihr berühmtes Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gewesen, das an den sieben Bergen bei Alfeld spiele, lässt sich nicht belegen. Dennoch passt der Name wunderbar für die sieben dartbegeisterten Alfelder.

23 Jahre später, im Jahr 2020, ist ihr Dartverein 45 Mitglieder stark und nimmt mit sechs Mannschaften erfolgreich am Punktspielbetrieb teil. Besonders wichtig ist den Sieben Zwergen aber die Jugendarbeit. Zum Verein zählen zwölf Jugendliche, der jüngste Darter ist zehn Jahren alt.

Das Wunderbare am Dartsport: Man spielt gemischt – jung und alt, männlich und weiblich. „Da spielen vierzehnjährige Jungs gegen siebzigjährige Damen. Das ist total schön“, schwärmt Dirk Schmidt, Gründungsmitglied und Präsident des Sieben Zwerge Dart Team e. V. Auch zwei junge Erwachsene mit geistiger Behinderung sind voll integriert in den Spielbetrieb.

Dreimal wöchentlich wird trainiert: mittwoch- und freitagabends sowie sonntagmittags. Und das nicht ohne Erfolg. Die erste Mannschaft des Sieben Zwerge Dart Team e. V. spielt in der Verbandsliga, der zweithöchsten Liga Niedersachsens.

Die Herren von dem Häuslein

Vor anderthalb Jahren verließen die Sieben Zwerge ihr Vereinsheim in der vermeintlichen Schnee­wittchen­stadt, weil der Vermieter nicht mehr mitspielte, und bezogen im wenige Kilometer entfernten Delligsen ebenfalls eine ehemalige Gaststätte. Das neue Zuhause des Sieben Zwerge Dart Team e. V. sind 120 Quadrat­meter in drei Räumen mit, wie könnte es anders sein, sieben Dartboards. Und mit einer tollen Vermieterin, die gleich nebenan wohnt und gelegentlich auf ein Getränk vorbeischaut, wenn die Sieben Zwerge trainieren.

Solidarisch: Der riesige Fußball ist eine Spendendose. Hier sammelt der Verein Geld für Kinder aus sozial schwachen Familien.

Die neue Heimat Delligsen ist gleichermaßen der einzige Ort in der Alfelder Gegend, der nachweislich einen direkten Bezug zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm aufweist: Das unbekannte Märchen „Das Waldhaus“ wurde hier Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aufgezeichnet.

Bevor sich der Sieben Zwerge Dart Team e. V. wieder aktiv in die Gemeinde einbringen konnte, wie er das zuvor in Alfeld tat, zum Beispiel über Ferienangebote, legte die Corona-Pandemie die Welt und damit auch den Dartverein lahm. Dart ist zwar eine kontaktlose Individual­sport­art, dennoch greifen die Corona-Regeln früh, denn Dart kann nur in geschlossenen Räumen gespielt werden. Ein Dartpfeil wiegt etwa zwanzig Gramm, er würde bei dem kleinsten Lüftchen seine Richtung ändern.

Aber, und darauf legt Präsident Schmidt Wert, Dart ist kein Kneipensport. „Ich spiele seit über dreißig Jahren Dart. Die Entwicklung geht vom Kneipensport weg, kaum jemand spielt noch in der Kneipe“, sagt Schmidt, der nicht nur als Spieler und Trainer aktiv ist, sondern auch als kommissarischer Präsident des Niedersächsischen Dartverbandes.

Fröhlich: Die sieben Zwerge aus Grimms Märchen waren einst Namensgeber für die Sportlerinnen und Sportler aus Alfeld.

Erfolgreich: In 23 Jahren Vereinsgeschichte kommen einige Pokale zusammen.

Die Gemeinschaft fehlt


Der Sieben Zwerge Dart Team e. V. muss coronabedingt Trainings und Turniere absagen und sein Vereinsheim abschließen. Der Verein finanziert seine Betriebskosten jedoch über Turnierbeiträge und Getränkeverkäufe. Beides fällt jetzt vollständig weg. „Der Notfallfonds der Lotto-Sport-Stiftung hilft uns, die Zeit zu überbrücken“, sagt Schmidt.

Er fährt einmal pro Woche ins Vereinsheim und sieht nach, ob alles okay ist. „Ich kontrolliere zum Beispiel die Heizung, versuche, alle Kosten runterzufahren. Zum Glück haben wir eine kulante Vermieterin, die uns die Miete derzeit erlässt, so zahlen wir nur Nebenkosten. Ohne die Vermieterin wäre unser Verein tot.“

Die ältere Dame wohnt im Hinterhaus und besuchte ab und zu den Dartverein. Dann trank sie einen mit und erzählte von früher. Ihre Großeltern betrieben die Gaststätte, die jetzt ein leeres Vereinsheim ist. Sogar der Kühlschrank ist leer. Zum Glück konnte Schmidt alle Getränke an die Mitglieder verkaufen, bevor das Verfallsdatum abläuft.

Bei aller Tristesse im geschlossenen Vereinsheim, so ganz ohne Dart geht es doch nicht. „Wir spielen im Augenblick online, jeder für sich zu Hause. Da haben wir eine Kamera auf unser Dartboard gerichtet und sind über die My-Darts-Tournament-App verbunden. Wir trainieren auch und bieten Turniere an. Aber es spielen längst nicht alle mit. Für unsere Oldies ist das gar nichts. Und die Jungen haben teilweise keine Ausstattung.“ Was am allermeisten fehle, sei das persönliche Miteinander, alles, was das Vereinsleben eben ausmache, sagt Schmidt und schließt wieder ab. Für wie lange, das weiß derzeit niemand.